Sind Windräder für die Menschen gefährlich?

Hier soll es um die Befürchtungen, rationalen oder auch irrationalen Ängste der Menschen gehen, dass Windräder ihre Gesundheit beeinflussen. Es geht um Wesentlichen um Schall und optische Störungen.

Schall

Hier muss man drei Befürchtungen unterscheiden:

  1. Dass wir in Engelsbrand ständig von Lärm von den Windrädern geplagt werden.
  2. Dass speziell tieffrequenter Schall uns beeinträchtigen wird.
  3. Dass insbesondere Infraschall verschiedenste Gesundheitsschäden verursachen wird.

Schallsituation allgemein

Heutige Windräder geben alle zwischen 103 und 105 dB ab, die Unterschiede zwischen den Typen sind gering. Ein Motor-Rasenmäher erzeugt zum Vergleich mehr als 90 dB. Der Schall von Windrädern wird als Faustregel bis in eine Entferung von 700 Metern auf 30 bis 35 dB gedämpft. Man misst bei Windrädern bei 95 Prozent der Nennleistung, d.h. bei einer Windgeschwindigkeit von etwa 10 Meter pro Sekunde.

Relevant im Genehmigungsverfahren sind die Immisionswerte (die Schalleinwirkung) an den Wohnorten. In allgemeinen Wohngebieten gelten 40 dB, in reinen Wohngebieten und um Krankenhäuser herum (so auch das Fachpflegezentrum Engelsbrand) 35 dB. Tagsüber liegen die entsprechenden Werte bei 55 / 50 / 45 dB. Da für Windräder die Nachtstunden mindestens so wichtig sind wie die Tagstunden, plant niemand Windräder mit nächtlicher Drosselung der Leistung. Faktisch sind die Nachtwerte also die Gesamt-Grendwerte für Windräder.

Nach einer Überblicksstudie der WHO wird unterhalb 30 dB keinerlei Einfluss auf den menschlichen Schlaf festgestellt. Im Bereich 30 bis 35 dB wird vereinzelt beobachtet, dass sich Menschen im Schlaf vermehrt umdrehen und ähnliches. Erst im Bereich zwischen 35 und 40 dB kommt es bei manchen Menschen zu Schlafstörungen mit Erwachen. Die genehmigungsrechtliche Grenze von 35 dB scheint also gut begründet zu sein.

Straßenverkehr ist im übrigen von den Betrachtungen ausgenommen bzw. unterliegt deutlich höheren Grenzwerten. Sonst müssten wir ab 22 Uhr alle zu Fuß gehen. Diese Ausnahme wäre bei gesicherten Gesundheitsschäden nicht möglich.

Am Ingersheimer Windrad wurde eine Schallmessung durchgeführt, um die Prognosen zu überprüfen. Ergebnis: die Emission lag um 1 dB höher, die Immission in 450 Metern Entfernung aber um 1dB unter der Prognose bei 36 dB. Der Mindestabstand zum 1. Windrad in Engelsbrand soll bei rund 950 Metern liegen, ein Einzelhaus außerhalb des Orts geringfügig darunter.

Tieffrequenter Schall und Infraschall

Dass Infraschall in hoher Dosis Schäden verursacht, ist nicht zu leugnen. Aber es kommt immer auf die Dosis an.

Das Schallmaximum von Windrädern liegt bei ungefähr 500 Hertz. Die Schallverteilung über die Frequenz ist eine Art Hügel, auf beiden Seiten der 500 Hertz etwa gleich absinkend. Im tieffrequenten Bereich von 30 oder 50 Hertz erzeugt eine Windenergieanlage nur rund 60 Dezibel, im Infraschallbereich noch weniger. Gleichzeitig steigen die Hör- und die Wahrnehmbarkeitsschwelle des Menschen mit tiefen Frequenzen stark an. Daher können die meisten Menschen diesen Schall auf keinen Fall hören, in der Regel auch nicht wahrnehmen.

Es gibt aber rund 2,5 Prozent der Menschen, deren Hörkurve bis zu 12 Dezibel niedriger liegt als der Durchschnitt. Trotzdem ist selbst für diese Menschen der Schall der Windräder an der Infraschallgrenze in der relevanten Entfernung in der Regel nicht hörbar.

Tieffrequenter und Infraschall breiten sich anders aus und werden durch die Luft weniger gedämpft als höherfrequenter Schall. Unter bestimmten meteorogischen Bedingungen sollen diese Effekte noch verstärkt werden - man nennt Inversionswetterlagen. Engelsbrand kennt Inversionswetterlagen, liegt aber dann meist in der warmen Zone oberhalb. Um die geht es nicht.

Windräder sind nur eine unter vielen Infraschallquellen. Andere Quellen sind Kühlschränke, Heizungsbrenner, Autos, der Wald. Führen die Menschen, die vor allem wegen des Infraschalls gegen Windräder sind, gegen all diese Quellen denselben Kampf? Und halten ihre persönliche Umgebung frei davon?

Optische Störungen

Den sogenannten Discoeffekt, unangenehme Reflexionen des Sonnenlichts, gab es früher. Heute wird dieser durch spezielle Lackierungen eliminiert. Dieses Streitthema kann bei neuen Windrädern nicht mehr angeführt werden.

Schlagschatten dagegeben gibt es immer noch, und er ist in einer Entfernung von 100 oder 200 Metern in der Tat irritierend und unangenehm. Aber in 900 Metern ist er schon viel "verschwommener". Außerdem kann er aufgrund der Lage der Windräder nur kleine Gebiete Engelsbrands zu sehr kurzen Zeiten im Jahr überhaupt treffen.

Zum Vergleich wieder das Windrad in Ingersheim: den Hof in nur 450 Metern Entfernung trifft der Schlagschatten gelegentlich. Deshalb wird die Anlage maximal 30 Stunden im Jahr (von 8760 Stunden) abgeschaltet - sofern zu diesen Zeiten die Sonne scheint und die Windrichtung so ist, dass der Schlagschatten in Richtung des Hofs fällt. Diese Abschaltungen können heute programmiert werden und erfolgen vollautomatisch.

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